ADS und ADHS
Konzentrationsstörungen gelten als ein Leitsymptom für die Vergabe der Diagnosen ADS
-> Aufmerksamkeits-Defizit-Störung und ADHS -> Aufmerksamkeits-Defizit-Störung mit Hyperaktivität.
Hinzu kommen zwei weitere Leitsymptome: Hyperaktivität und Impulsivität.
Ein Kind oder Jugendlicher erhält die Diagnose ADHS (nach ICD-10, Klassifikation psychischer Störungen der WHO), wenn mehrere Verhaltensweisen dieser drei Leitsymptome – Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität – zeigt. Die Ausprägung der Verhaltensweisen ist für das Entwicklungsalter unangemessen.
Unaufmerksamkeit
- Flüchtigkeitsfehler
- Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit aufrecht zu halten
- Zuhören fällt schwer
- Wechseln von einer Tätigkeit nur nächsten
- Schwierigkeiten bei der Organisation von Aufgaben
- Vermeidungsverhalten
- Leichte Ablenkbarkeit
- Vergesslichkeit
- Unordnung
- Verlieren von Sachen und Materialien
Überaktivität
- motorisch unruhig
- rastlos
- zunehmend innere Unruhe
Impulsivität
- Abwarten fällt schwer
- Mit Antworten herausplatzen
- Übermäßiges und lautes Reden
- Ungeduld
- Geringe Frustrationstoleranz
- Neigung zu Wutausbrüchen
- Unterbrechen und Stören anderer
- Unbedachtes Verhalten
- Respektlosigkeit
- Ausrasten
Kinder mit AD(H)S haben auch Stärken:
- Teileweise hohe Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer bei selbst gewählten Tätigkeiten
- Ausgeprägtes visuelles Vorstellungsvermögen
- Kreativität
- Hilfsbereitschaft
- Gerechtigkeitssinn
- Begeisterungsfähigkeit und Neugierde
Wenn das eigene Kind die Diagnose ADHS erhält, fühlen sich die meisten Eltern zunächst hilf- und orientierungslos. Oftmals fehlt nach der Abklärung ein kompetenter Ansprechpartner, der sie darin berät, wie sie mit den vorhandenen Schwierigkeiten umgehen sollen und welche Maßnahmen sinnvoll wären.
Die großen Fachgesellschaften empfehlen eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen wie Elterntraining, Coaching bzw. Therapie für das Kind, Veränderungen im Schullalltag und – in ausgeprägten Fällen – eine medikamentöse Therapie.
Auf einige diese Ansätze möchte ich näher eingehen.
Elterntraining:
Ein Elterntraining zielt auf Veränderungen in der Kommunikation und Interaktion mit dem Kind ab. Erziehungskompetenzen werden gestärkt und Erziehungsmuster, welche die Verhaltensauffälligkeiten des Kindes verstärken können, bewusstgemacht. Neben der Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung stehen Themen im Zentrum wie der Umgang mit Regeln und Grenzen, der Aufbau kooperativer Stimmung, die Fokussierung au f Ressourcen und Stärken von Eltern und Kind sowie die Arbeit an konkreten Zielen.
Ergo-/Psychotherapie:
Therapeutische Ansätze unterstützen das Kind darin, sich selbst besser zu steuern, sich zu strukturieren und mit Anforderungen von außen kompetenter umzugehen. Die Kinder lernen ihre Gefühle bewusster wahrnehmen und in Bahnen zu lenken, Ärger und Frust zu bewältigen und ein positiveres Selbstbild aufzubauen.
Sozialkompetenztraining:
Kinder mit ADHS haben häufiger Mühe, Anschluss zu finden, und werden öfter von Gleichaltrigen ausgeschlossen oder gehänselt. In einem Training der sozialen Kompetenzen lernen Kinder, wie am auf andere zugeht, Konflikte konstruktiv bewältigt und in schwierigen Situationen reagieren kann.
Neurofeedback:
Das Neurofeedback zieht darauf ab, dem Kind beizubringen, wie es seine Gehirnleistung beeinflussen kann, um sich beispielsweise besser zu konzentrieren. Dabei werden dem Kind an verschiedenen Stellen der Kopfhaut Elektroden aufgeklebt, die die Hirnwellenmuster messen. Nun initiiert man einen Lernprozess, indem das Kind einen Film schauen darf, solange es ein bestimmtes Hirnwellenmuster aktiviert. Beginnt das Kind vor sich hinzuträumen, wird dies registriert, und der Film stockt oder verblasst. Über diese Rückmeldung soll das Kind nach und nach lernen, seine Gehirnaktivität gezielt zu beeinflussen.
Bewegung:
Erste Studien belegen die positiven Effekte von Bewegung auf verschiedene Funktionsbereiche bei ADHS-Betroffenen. Bewegung ist wichtig, um Konzentrationsschwierigkeiten und der inneren Unruhe der Kinder entgegenzuwirken.
Medikamente:
Schlussendlich erwägt man bei ADHS oft auch eine medikamentöse Behandlung mit Methylphenidat oder Atomoxetin. Zu einer solchen Behandlung sollte man sich nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie jedoch erst entschließen, wenn eine „stark ausgeprägte, situationsübergreifende Symptomatik mit einer erheblichen Beeinträchtigung des Patienten oder seines Umfeldes und einer ausgeprägten Einschränkung der psychosozialen Anpassung (Z.B. drohende Umschulung in Sonderschule, massive Belastung der Eltern-Kind-Beziehung) vorliegt bzw. andere Maßnahmen nicht hinreichend erfolgreich gewesen sind.